Übersicht
Nach „Uses of the Past“ fragen die historischen Wissenschaften nicht erst seit gestern, und auch „Abuses of the Past“ stehen schon länger im wissenschaftlichen Fokus, wenn es um Geschichtspolitik, Repräsentations und Diskurslogiken geht. Allerdings stellt sich die Frage, wie Geschichte gemacht und gebraucht wird, aktuell noch einmal neu. Denn immer häufiger begegnen wir Geschichtsbeugung, also einer vorsätzlich falschen Deutung von Geschichte – häufig bewusst instrumentalisiert und gesteuert von oben, von Seiten der politisch Verantwortlichen und der Regierungen in Ost und West. Dabei wird nicht zuletzt die kritische, wissenschaftliche Aufarbeitung historischen Geschehens und seiner Rahmenbedingungen in Frage gestellt.
Die Jahrestagung des GWZO, das sich der Vermittlung von Tiefenwissen über historische Ereignisse verpflichtet fühlt, wird sich daher mit Fallbeispielen beschäftigen, die das breite Spektrum der Interpretation von Geschichte in der Öffentlichkeit heute und im historischen Vergleich aufzeigen. Beleuchtet werden soll auch, welche Aufgaben und Möglichkeiten in diesen Prozessen den Wissenschaften und den Künsten zukommen.
Das interdisziplinäre und international ausgerichtete Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) an der Universität Leipzig erforscht in vergleichender Perspektive Geschichte und Kultur des Raumes zwischen Ostsee, Schwarzem Meer und Adria vom Frühmittelalter bis zur Gegenwart. Gegenwärtig sind am GWZO in mehreren Forschungsprojekten zirka 50 wissenschaftliche Mitarbeiter aus dem In- und Ausland tätig. In seiner Projektforschung stützt sich das GWZO auf ein dichtes Netz von Kooperationsbeziehungen mit Forschungseinrichtungen in Ostmitteleuropa, anderen Teilen Europas und Übersee.